Mein Alltag als Schriftstellerin!

Wer glaubt, mein Alltag als Schriftstellerin sei von einem starren und eintönigen Ablauf geprägt, irrt sich. Vielmehr ähnelt mein Berufsleben einem faszinierenden Puzzle aus unvorhersehbaren Einflüssen und kreativen Prozessen. Diese Kombination sorgt dafür, dass kein Tag dem anderen gleicht. Schon am Morgen beginnt die erste Ungewissheit, denn die Intensität meiner chronischen Schmerzen beeinflusst maßgeblich die Tagesgestaltung. Die Wahrscheinlichkeit, ob es ein produktiver Arbeitstag oder doch ein Tag, an dem ich wegen unerträglicher Schmerzen im Bett bleiben muss, liegt bei fünfzig zu fünfzig.

Habe ich es aus dem Bett geschafft, benötigen „meine kleinen grauen Zellen“, wie der legendäre Detektiv Hercule Poirot so treffend sagen würde, eine ordentliche Portion Nahrung. Was könnte da passender sein als ein Frühstücksdate mit dem Liebsten? Also treffe ich mich mit meinem Mann im Esszimmer, um gemeinsam den Tag kulinarisch zu beginnen. Sobald wir das Frühstück beendet haben, ziehe ich mich an meinen Schreibtisch zurück. Dort beginne ich damit, E-Mails zu lesen und Nachrichten zu beantworten. Anschließend lasse ich der Fantasie freien Lauf und tauche tief in die Geschichte des aktuellen Buchprojektes und somit auch in die Gedankenwelten der Romanfiguren ein. Ich arbeite sorgfältig und nehme mir Zeit. Um nicht den Überblick zu verlieren, hat jede Figur ihre eigene Datei, die wie eine Art Ausweis gestaltet ist. Damit ich auch bei der Handlung des Buchthemas nicht den sprichwörtlichen roten Faden verliere, hat mir mein Mann ein Tatortbrett gebaut.

Nach dem Abendessen und an den Wochenenden kümmere ich mich um verschiedene kleinere Aufgaben wie:

  • Recherchen (in Text- oder Bildform, das Aufsuchen der im Buch genannten Orte, Adressen von Literaturagenturen und Verlagen)
  • Buchprojekt bewerben bei Literaturagenturen und/oder Verlagen
  • Marketing
  • Buchhaltung
  • Terminvereinbarungen für für Veranstaltungen (Signieraktion, Büchertisch, Treffen mit Leser und Leserinnen)
  • Bestellungen von Bürobedarf
  • Netzwerken
  • Beiträge auf Facebook und anderen sozialen Medien
  • Verfassen von Blogartikeln
  • Antworten auf Interviewanfragen oder -fragebögen

Trotz sorgfältiger Planung, kann immer etwas dazwischen kommen, wie z. B.:

  • spontane Anrufe, die mit dem Satz beginnen: „Hast du mal fünf Minuten. Ich muss dir schnell etwas erzählen.“ Die meisten „fünf Minuten“ enden oft erst nach einer halben Stunde.
  • technische Probleme
  • gesundheitliche Probleme
  • Jahreszeiten

Besonders von Frühling bis Herbst, wird aus „Heute arbeite ich weiter an meinem Buchprojekt“, oft ein „Nur schnell das Unkraut aus dem Garten entfernen und die Pflanzen gießen“ oder „Obst, Gemüse ernten und verarbeiten“ oder, oder, oder! Ehe ich mich versehe, ruft mein Mann mich zum Abendessen. Wo ist die Zeit geblieben? Meistens ärgere ich mich, dass ich mich habe ablenken lassen. Doch im Nachhinein sind diese Unterbrechungen sinnvoll, um die Gedanken zu ordnen oder neue Ideen zu entwickeln.

Fazit:

Auch wenn nicht jeder Tag ein Schreibtischtag ist, bleibt er dennoch ein produktiver Arbeitstag.



 

Bevor ich schlafen gehe, wiederhole ich das morgendliche Ritual. Ich lese und beantworte E-Mails. Ein Streifzug durch die sozialen Medien schließt den eigentlichen Arbeitstag ab.

Das alles gelingt mir nur, weil mein Mann mir den Rücken freihält. Daher ist es wichtig, ihn so oft wie möglich einzubeziehen und Zeit mit ihm zu verbringen, die nichts mit dem Beruf einer Schriftstellerin zu tun hat. Dasselbe gilt für den Rest meiner Familie – meine Mutter, Tochter, Schwiegersohn und meine drei süßen Enkelzwerge.

© Katy Buchholz


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